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Deutschlands längster Comic-Strip
In dieser nasskalten Jahreszeit muss Kim Schmidt lange aus dem Fenster seines Arbeitszimmers schauen, bis einer der „Local Heroes“ vorbei trottet. In Dollerup im Kreis Schleswig-Flensburg gehört das Wort „Rush Hour“ nicht zum aktiven Wortschatz der Dorfbevölkerung. In der Abgeschiedenheit der kleinen Gemeinde rund 20 Kilometer östlich von Flensburg brütet der Zeichner derzeit über mehreren Projekten. Eines davon ist Neuland für ihn: Ein Comic-Strip, der am unteren Ende jeder Seite durch die ganze Ausgabe einer Tageszeitung läuft - das hat Kim Schmidt, der wirklich schon viel gezeichnet hat, noch nie unter der Feder gehabt. Das Ergebnis ist in der Silvesterausgabe dieser Zeitung zu bewundern - eine Premiere im bundesdeutschen Pressewesen.
Das Thema steht für den 40-jährigen Zeichner schon fest: Eine Familie und ihr Silvestertag mit all seinen Kalamitäten, Fallstricken und Unwägbarkeiten. Natürlich geht es um gute Vorsätze und um Rummelpott, um gesprengte Briefkästen und „Dinner for one“, um die Interessensgegensätze von Kindern und Erwachsenen an diesem unausweichlich letzten Tag des Jahres.
Dazu kommen technische Herausforderungen. Auf einigen Seiten darf Schmidt über die ganze Breite zeichnen, auf anderen muss er Anzeigen beachten. Und die stehen erst wenige Tage vor dem Erscheinen fest. Auch die Gesamtzahl der Seiten erfährt er erst einige Tage vorher. Flexibilität muss sein.
Aber die ist er gewohnt. Seit elf Jahren steht er jeden Donnerstag vor der Aufgabe, einen Cartoon zu einem aktuellen Ereignis der Stadt Flensburg zu zeichnen. Das geht nur bei regelmäßiger Zeitungslektüre und durch einen engen Draht zur Redaktion. Auch im Urlaub lässt er die Redakteure nicht hängen und faxt die lokalen Cartoons von einem Postamt an der dänischen Nordseeküste nach Flensburg.
Gezeichnet hat Kim Schmidt eigentlich schon immer, jedenfalls schon als Schüler. Zusammen mit seinem Freund und Geschäftspartner Jens Junge erfand er 1983 die Figur Öde, den liebenswerten Flensburger „Proll“ mit der schmierigen Tolle und der ewigen Fluppe zwischen den Lippen. Später kam Omi Kempel dazu, das pralle Gegenstück zu den Flensburger Petuh-Tanten und der Schrecken aller braven Bürger und Politiker. Öde war 1988 die Titelfigur in Schmidts erstem Buch „Öde Zeiten“. Doch erst sechs Jahre später entschied sich der gelernte Krankenpfleger zu einer Profikarriere. Den Kittel hatte er schon vorher an den Nagel gehängt und die Flure des Flensburger Diakonissenkrankenhauses mit jenen der Pädagogischen Hochschule getauscht: Kim wollte Lehrer werden und den Kindern Deutsch, Englisch und Kunst beibringen.
Doch das Zeichnen nahm immer mehr überhand, die Aufträge ließen ihm keine Zeit mehr für ein fundiertes Studium. Bald kamen die „Local Heroes“ dazu, jene tierisch netten Figuren aus dem ländlichen Schleswig-Holstein, deren Vorbilder auch durch Dollerup laufen - seit über einem Jahr immer häufiger mit zwei Stöcken von „Schibo“. Die Nordic-Walking-Welle hat früher als erwartet Dollerup erreicht: „Das Dorf walkt“, hat Schmidt festgestellt, und immer häufiger spießt er die Welle in seinen Cartoons auf.
Acht Bände mit den „Local Heroes“ sind inzwischen auf dem Markt, der letzte erschien sogar in vier Sprachen: „Die plattdeutsche Version ist schon ausverkauft“, freut er sich. Die phonetische Ähnlichkeit zwischen seinem Dorf Dollerup und dem erfundenen Güllerup seiner lokalen Helden sei rein zufällig, erklärt Schmidt. Güllerup ist ein idealtypisches schleswig-holsteinischen Dorf an Nord- oder Ostsee, liegt sowohl hinterm Deich wie achterm Knick und in jedem Fall ziemlich weit von der nächsten Stadt entfernt - auf jeden Fall weiter als Dollerup von Flensburg.
Und nun wird dieses Dollerup noch Verlagsstandort. Kim Schmidt hat das Nachbarhaus gekauft und renoviert es gerade. „Ins Dachgeschoss kommt mein Atelier“, freut er sich, „und unten zieht der Verlag ein.“
Doch Kim Schmidt ist nicht nur der tierisch komische Regionalzeichner. So hat er die jüngsten vier Bände der Juniorausgabe der „Drei Fragezeichen“ illustriert: „Das war richtig viel Arbeit.“ Für fast alle Bundesländer hat er lustige Landkarten mit Nonsens-Namen gezeichnet. „Hedwig-Holzbein“ ist natürlich die erfolgreichste. Und ausgestellt hat er schon in Argentinien - „bei einer Sammelausstellung deutscher Zeichner“, stapelt er tief.
Weihnachten ist Kim Schmidt natürlich Familienvater und widmet sich vor allem den Söhnen Julius (11) und Samuel (9). Doch dabei wird er sicher auch schon an Silvester denken und durchzählen, wie viele Zeichnungen für die Comic-Serie in unserer Zeitung noch fehlen.